Мир

"Wir werden ackern müssen, genau ackern, um unseren Staat aufzubauen"

"Schalom dir! Ich heiße Mykola Romaniuk", so lautet die Einleitung zu den Blogs des Pastors. "Vor 48 Jahren wurde ich in Boryslaw geboren. Ich wurde in einer baptistischen Familie erzogen und begann ab dem 18. Lebensjahr, selbstständig nach Gott zu suchen und ihn kennenzulernen. Ich habe Deutsch in Drohobytsch studiert und Theologie in Odessa, wo ich schließlich geheiratet habe. In den letzten 24 Jahren lebe ich in Irpin, wo ich der leitende Pastor der Irpiner biblischen Gemeinde der evangelisch-christlicher Baptisten bin und seit kurzem auch der Vorsitzende des Verbands der evangelischen baptistischen Christen von der Stadt und Region Kiew bin. Meine Frau und ich haben zwei Söhne, eine Tochter, eine Schwiegertochter, einen Enkel und eine Enkelin. Ich spüre meine Berufung darin, anderen zu helfen, Gott persönlich kennenzulernen, indem ich ihn selbst kennenlerne."

So könnte jetzt der Beginn seiner Ansprache lauten: "Schalom dir! Ruhm der Ukraine!". In seinen Predigten klingt der Pastor entschlossen. Genauso entschlossen handelt er. Sein Team hat viele Irpinerinnen und Irpiner evakuiert. Und jetzt versorgt das Kirchenteam die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt sowie umliegender Städte und Dörfer mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Gütern.
Weiter ist das Gespräch mit Pastor Mykola Romaniuk.

SCHRECKLICHE, BOMBARDIERTE IRPIN

– Sind Sie bereits aus der Region Riwne, wohin Sie gefahren sind, nach Kiew zurückgekehrt?


– Diese Woche bin ich mit meiner Frau in Irpin.
– Ihr Anruf hat mich in Perejaslaw erreicht.
– Wie ist Irpin?
– Schrecklich! Bombardiert, zerstört! Völlig entstellt!
(Nach unserem Gespräch wurde bekannt gegeben, dass 71% der Infrastruktur zerstört wurde).
– Wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass die russischen Besatzer das Bibelseminar Irpin beschossen haben?
– Wenn man in Kriegszeiten lebt und sieht, was passiert, dann ist ein einziges Gebet an Gott, dass die Menschen nicht leiden.
– Wann denken Sie, dass Sie in die Stadt zurückkehren können? Planen Sie, dort weiterzuleben?
– Wenn Gott es zulässt und die Russen Kiew nicht mehr angreifen, wird die Stadt in zwei oder drei Monaten langsam wieder zum normalen Leben zurückkehren. Denn im Moment ist sie nur für Extremsportler geeignet. Aber unser Kirchenteam dient dort seit Beginn des Krieges – für diejenigen, die überlebt haben. Wir verändern uns gegenseitig und hören nicht auf, Gutes zu tun. Neben der Arbeit in Irpin hat das Team begonnen, Lebensmittel-Sets in umliegende Städte und Dörfer zu verteilen. Auch in Butscha, Hostomel, Worsel. Obwohl die Richtung nach Butscha für Journalisten, Blogger und Freiwillige "touristisch" geworden ist, gibt es Gebiete und Straßen in Butscha, wo Hilfe nicht ankommt.

So, warten wir auf die Gelegenheit, vollständig nach Irpin zurückzukehren.

UNBESTRAFTES BÖSES WÄCHST

– Pastor Mykola, wie war Ihre Reaktion auf den Krieg in den ersten Tagen? Und jetzt? Übrigens, kann man sich an den Krieg gewöhnen?
– Als ich die Nachrichten las, verstand ich, dass der Krieg tatsächlich beginnen könnte. Aber bis zum letzten Moment wollte ich nicht daran glauben. Deshalb fühlte ich bei allem, was passiert ist, seelischen und körperlichen Schmerz, Verwüstung. Jetzt habe ich mich innerlich mobilisiert, obwohl es Dinge gibt, die noch nicht so gut wiederhergestellt sind: es ist schwierig, theologische Fragen zu behandeln und zu schreiben. Ich habe mich noch nicht an den Krieg gewöhnt: es ist das Gefühl, dass jetzt eine Zeit harter und anstrengender Arbeit ist, die bald enden wird und wir uns ausruhen können.

– Denken Sie, bald?
– Ich weiß es nicht… Nein, nicht bald. In diesem Fall bin ich als Beobachter der Ereignisse pessimistisch. Ich glaube an unseren Sieg und bete dafür, aber ich verstehe, dass wir ein Wunder von Gott brauchen, denn wir haben es mit einem Feind zu tun, der größer und stärker als wir ist. Deshalb bete ich um ein Wunder von Gott.


– Was ist Ihre Antwort auf die am häufigsten gestellte Frage? Was passiert? Nennen Sie das, was wir durchmachen, eine Prüfung, oder?
– In der Welt gibt es Böses. Unbesiegtes und unbestraftes Böse wächst immer weiter. Denn der Mensch ist böse und sündhaft, seine Natur ist verdorben. Daher gibt es keinen anderen Weg, als das Böse zu bestrafen und einzudämmen. So lehrt uns auch die Schrift. Lesen Sie den Brief an die Römer, Kapitel 13. Das Unbestrafte im Jahr 2014 (der Angriff Russlands auf die Ukraine, die Schaffung von Pseudorepubliken, die Annexion der Krim) ist gewachsen, gestärkt und mit viel größerer Gewalt, Brutalität und größeren Ausmaßen ausgebrochen.
– Wo hat der Krieg Sie erwischt?
– Der Krieg hat mich in den USA erwischt. Ich habe sofort meine Tickets geändert. Es gab keine Flüge mehr zu uns, also bin ich nach Krakau geflogen, wo mich ein Bekannter zur ukrainischen Grenze brachte. Von dort aus bin ich nach Lemberg gefahren, wo meine Familie war. Ich kam am 5. März nach Irpin und dann nach Riwne. Meine Frau und meine Tochter hatte ich zuvor gebeten, Irpin zu verlassen. Zuerst fuhr ich zu meinen Leuten nach Irpin, aber als ich da war, kamen russische Panzer und wir brachten das Team und so viele Irpiner wie möglich heraus.

– Pastor Mykola, lange vor dem Krieg gab es Prophezeiungen über die Bekehrung Russlands, die aus der Ukraine kommen würde. Als die Geheimdienste der Partnerländer mögliche Angriffe Russlands meldeten, glaubten Sie an einen Krieg? Übrigens, glauben Sie an diese Prophezeiungen?
– Ich vermeide alle zweifelhaften Texte. Ich habe so viele Spekulationen über Prophezeiungen gesehen! Da die meisten sogenannten "Prophezeiungen" nicht biblisch, spekulativ und manchmal nur eine schlechte Zusammenfassung politischer Analysen sind, distanziere ich mich davon so weit wie möglich.


– Der Krieg wird langwierig. Unsere emotionalen Zustände können natürlich schwanken. Protestanten haben die Fähigkeit, in den schwierigsten Lebensumständen den Glauben zu bewahren und zu sagen, dass der Erretter lebt! Ich selbst habe das als Katholikin von euch gelernt. Aber wie können Glaube, der eine Verwirklichung dessen, was man hofft und eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht, ist (Hebräer 11:1), und Gottes Wille, der uns lehrt, dem Herrn zu vertrauen, koexistieren?
– Sie haben eine gute Frage gestellt, auf die es keine einfache Antwort gibt. Meine spirituelle und lebenslange Erfahrung sagt mir Folgendes. Oft möchte man etwas tun und braucht aber den Herrn als Bestätigung. In Bezug auf Gottes Willen und das gegebene Thema würde ich sagen, dass Gott uns in vielen Fragen Freiheit gegeben hat: Tun Sie, was Sie wollen, und suchen Sie darin keine theologische Grundlage. Im Kontext unserer Situation: Wenn Sie ins Ausland ziehen wollen, machen Sie das, wenn Sie in Westukraine umziehen und dort arbeiten können, machen Sie das. Gottes Wille ist es, keine Sünde zu haben. Alles.


Was könnte man noch dazu sagen? Alles, was wir nicht ändern können, sollten wir als von Gott zugelassene Umstände akzeptieren. Zum Beispiel können wir den Krieg nicht beenden, also akzeptieren wir ihn als göttliche Zulassung und lernen, damit zu leben, indem wir darüber nachdenken, wie wir uns selbst, unseren Lieben und anderen helfen können und uns selbst organisieren.

Jede Situation hat das Ziel, uns unsere Wunden, Ängste, Schmerzen und unseren Unglauben aufzuzeigen. Dadurch sollen wir uns zur Buße bewegen, uns selbst reinigen und an uns arbeiten. Das, was wir nicht ändern können, stellt uns eine Herausforderung. Meine ersten beiden Predigten nach dem 24. Februar waren den Lehren des Krieges gewidmet. Übrigens habe ich noch mehr Lektionen des Krieges auf der Liste, die ich ansprechen werde.

– Der bekannte Pastor aus Slowjansk, Petro Dudnyk, schrieb auf Facebook: "Wir wissen aber, dass Gott bei denen, die Ihn lieben, alles zum Guten mitwirken lässt, also bei denen, die Er nach Seinem freien Entschluss berufen hat (Römer 8:28)." Aber wie es uns jetzt hilft, konnte er es nicht erklären. Ehrlich gesagt.
– Natürlich sagt die Bibel nicht, dass Krieg eine gute Sache ist. Allerdings hat jede Lebenssituation einen erzieherischen Aspekt. Dieser Krieg hat uns die Freundlichkeit und Großzügigkeit der Ukrainer gezeigt, die ihre eigenen Häuser für Landsleute aus dem Norden, Osten oder Süden der Ukraine öffneten. Gleichzeitig offenbarte er auch die Habgier mancher Menschen, die die Mieten erhöhten, sowie Verräter, die bereit waren, ihre Landsleute für 2 000 UAH zu töten, indem sie feindliche Zeichen setzten. Es gab auch Westukrainer, die trotz geringer oder keiner Betroffenheit in Polen oder anderswo zogen. Mit anderen Worten, auch in solchen Umständen gibt es Nutzen für den nachdenklichen Menschen.

"GOTTES GEBOTE WIDERSPRECHEN NICHT DEM BEWAFFNETEN WIDERSTAND GEGEN INVASOREN"

– Dienen Ihre Gläubigen in den Streitkräften der Ukraine? In Territorialverteidigungseinheiten? Kann eine moderne Person christlichen Glaubens zu den Waffen greifen? Was ist mit dem Gebot "Du sollst nicht töten!"?
– Die Tatsache ist, dass das Gebot "Du sollst nicht töten!" unsere Nachbarn betrifft, Nachbarn, die wir nicht mögen, hassen. Es geht um das private Leben und die Beziehungen um die Menschen herum. Die hebräische biblische Sprache hat unterschiedliche Worte, um Mord im Krieg und im häuslichen Bereich zu beschreiben. Daher repräsentieren die Heiligen Schriften Gottes Befehle zu erobern, zu schützen oder zu töten. Das bedeutet, dass der Gebrauch von Waffen nicht geleugnet wird.


Es muss verstanden werden, dass ukrainische Protestanten, nämlich evangelische Christen-Baptisten und Pfingstler, vom europäischen Anabaptismus beeinflusst wurden, der eine pazifistische Natur hat. "Baptismus" bedeutet Taufe. "Ana" bedeutet Wiedertaufe. Es handelt sich um Katholiken, die im bewussten Alter getauft wurden. Tatsächlich waren einige von ihnen, insbesondere die niederländischen und deutschen Anabaptisten, radikale Pazifisten. Und sie hatten einen ideologischen Einfluss auf den ukrainischen und russischen Baptismus. Im Jahr 2014 begann aber das historische Erbe von den ukrainischen Baptisten überdacht zu werden. Einige gingen sogar in die ukrainischen Streitkräfte. Dieses Jahr scheinen sogar noch mehr Batristen den ukrainischen Streitkräften und Territorialverteidigungseinheiten beigetreten zu sein. Und selbst diejenigen, die keine Waffen ergreifen, sind bereit, den ukrainischen Streitkräften beizutreten, um im Hinterland zu arbeiten. Offensichtlich bleibt ein Prozentsatz derjenigen übrig, die die Armee um jeden Preis loswerden möchten. Aber jede christliche Konfession hat genug solcher Menschen. Und so dienen Mitglieder unserer Kirche sowohl in den Streitkräften der Ukraine als auch in den Territorialverteidigungseinheiten.

– Die Reaktion des Klerus der Russisch-Orthodoxen Kirche auf den Krieg ist erwartet. Haben Sie Entschuldigungen, Worte der Unterstützung bzw. Solidarität von russischen protestantischen Bischöfen oder Pastoren erhalten, die Sie kennen?
– Von dreien. Allerdings schrieb nur einer herzlich, aufrichtig, dass er sich schämte, Russe zu sein, sich für Russland und seine Führung schämte. Ich schrieb zurück: "Danke". Mein Verstand und mein Herz reagierten auf diesen Brief. Der zweite schrieb in verhüllter Weise, obwohl ich seine pro-ukrainische Position kenne. Der dritte Brief habe ich nicht geöffnet. Ich habe kein Herz für die Nachrichten von berühmten Leuten, die über das, was in der Ukraine geschieht, Bescheid wissen, aber nicht in der Lage sind oder nicht wollen, die Dinge beim Namen zu nennen.

Eine Woche nach Beginn des Krieges veröffentlichte die Zeitung Mirt, die vom gleichnamigen Petersburger Verlagshaus herausgegeben wird, einen Aufruf von mehreren Dutzend Pastoren und Seminarlehrern, in dem der Krieg zwischen Russland und der Ukraine als Krieg bezeichnet und verurteilt wurde. Dies ist uns nicht entgangen, aber solche bewussten Menschen im russischen Protestantismus sind eine unbedeutende Anzahl.

"ES STEHT GESCHRIEBEN: EINE ZEIT ZUM LIEBEN UND EINE ZEIT ZUM HASSEN"

– Mein Facebook-Feed zeigt, dass nur wenige, sogar die Christinnen und Christen, bereit sind, für ihre Feinde zu beten. "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen" (Matthäus 5:44). Offensichtlich wird das Thema Vergebung ein komplexer und langwieriger Prozess sein. Und genau das ist das Tätigkeitsfeld der Kirchen. Was sind Ihre Meinungen dazu?
– Ich denke, das ist ein wichtiger Prozess. Wir müssen unseren Menschen beibringen zu vergeben, auch wenn sie nicht um Vergebung gebeten werden. Aber ich werde ein sehr kategorischer Gegner von ernsthaften Dialogen mit Russen, russischen Christen sein, es sei denn, sie bereuen, was sie getan haben.


Die Schrift sagt: Es gibt eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen. Und in Kriegszeiten gibt es auch eine Zeit des Friedens. In Friedenszeiten werden wir mehr über Liebe sprechen. Obwohl ich raten würde, aufs Herz zu achten, damit man nicht zu viel Hass anhäuft. Hass vergiftet und erlaubt nicht einmal Gutes zu tun. Geben Sie es lieber Gott. So wie König David Gott bat, seine Feinde zu bestrafen. Und ich habe auch eine negative Haltung gegenüber Fluchen. Meiner Meinung nach, wenn die Russen uns nicht auf dem Schlachtfeld besiegen können, dann besiegen sie uns sprachlich. Denn Fluchen ist bei uns ausschließlich russischer Abstammung. Dies ist eine weitere Version der Russifizierung der Ukraine, aber nicht wahrnehmbar. Die Bibel lehnt Schimpfwörter ab, denn Schimpfwörter vergiften auch die Seele.


– Pastor Mykola, worum beten Sie in diesem Krieg, abgesehen vom Sieg?
– Für die Unglückseligen – diejenigen, die ihre Verwandte, geliebten Menschen und ihr Eigentum verloren haben. Sie haben Wunden erhalten, die nur Gott heilen kann, aber solche Menschen sollten nicht allein gelassen werden. Das ist eine Katastrophe! Die Menschen benötigen es, über das Geschehene sprechen und weinen zu können. Es ist besser, wenn diese Menschen in Kirchengemeinden sind, wo sie Schmerz, Leid und Trauer überwinden können. Und ich bete jeden Tag für einen Sieg über den Feind, für ein Wunder Gottes.
– Sind alle Ihre Gläubigen am Leben geblieben?
– Leider nicht alle. Mit Ausnahme von einem. Der 26-jährige Pastor Anatolii Berezhnyi half einer Familie, die unglückliche Romaniwer Brücke zu überqueren, als er von einem Mörserfeuer im Rücken getroffen wurde. Eine Frau mit zwei Kindern starb sofort, ein Mann und er...

"KRITISCHE MOMENTE BILDEN EINE NATION"

–  Welchen Rat geben Sie Ihren Gläubigen, die ins Ausland gegangen sind? An manchen Orten haben die Menschen die Erwartung, dass ihnen alles zusteht, weil sie Flüchtlinge sind. Einige von ihnen könnten sicher im Hinterland der Ukraine bleiben, aber sie glauben, dass sie anderswo ein besseres Leben aufbauen können, was oft eine Illusion bleibt. Wie der fromme Tevje, der Milchmann, aus dem gleichnamigen Werk von Scholem Alejchem sagte: "Gott, man sagt, überall ist es besser, wo wir nicht sind. Aber, Gott, wo ist es dann gut, wenn sind wir überall?". Übrigens, Pastor Mykola, werden Sie die Gläubigen ermutigen, in die Ukraine zurückzukehren und sie wiederaufzubauen?
–  Ich habe diese Frage bereits teilweise beantwortet, als wir das Thema des Willens Gottes angesprochen haben. Jeder Mensch hat also eine freie Wahl. Und ich versuche nicht zu urteilen. Ich habe nur eine negative Einstellung, wenn Männer im wehrfähigen Alter versuchen, illegal das Land zu verlassen.
Ich rate den Menschen, die ins Ausland gegangen sind, zu drei Dingen. Erstens: Bereiten Sie sich darauf vor, nach Hause zurückzukehren oder treffen Sie eine bewusste Entscheidung zu bleiben. Zweitens: Lernen Sie die Sprache und machen Sie sich mit der Kultur des Landes vertraut, in das Sie gezogen sind. Drittens: Arbeiten Sie so viel wie möglich. Gibt es keine offizielle Arbeit? Man kann den Hof, das Zimmer oder das Haus des Gastgebers reinigen, der ihnen Zuflucht gewährt hat. Es ist sehr wichtig, nützlich zu sein!


– Sie wurden im Westen, in Boryslaw in der Region Lemberg, geboren, haben in Drohobytsch und im Süden, in Odessa, studiert und dienen nun im Zentrum des Landes. Ihrer Meinung nach hat dieser Krieg historische Prozesse beschleunigt und endgültig die Ukrainer als politische Nation geschaffen, so dass es keine Sprachmanipulationen und Oppositionen mehr zwischen Ost und West des Landes geben wird?
– Kritische Momente bilden eine Nation. Wie wir wissen, befand sich das jüdische Volk in der Wüste, als es Ägypten verließ und durch Gottes Eingreifen auf wundersame Weise Freiheit erlangte, anstatt weiterhin als Sklaven zu leben. Für Ukrainer waren die Jahre 1919-1920 sehr wichtig. Aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg entstanden die Sitscher Schützen, die Organisation Ukrainischer Nationalisten und die Ukrainische Aufständische Armee. Die Orange Revolution und die Revolution der Würde haben zur Entstehung einer Zivilgesellschaft beigetragen. Und jetzt, egal was wir sagen, hat Putin vielen Ukrainern geholfen zu verstehen, warum sie Ukrainer sind, und uns vereint. Deshalb finden sehr wertvolle Prozesse der Nation statt, obwohl sie schmerzhaft und tragisch sind.
Und wir werden ackern müssen – schwer am Aufbau unseres Staates ackern! Beginnend mit der Arbeit im Hinterland! Familien gründen, Kinder bekommen und erziehen, Unternehmen gründen, sie profitabel und erfolgreich machen und die Ukraine voranbringen!

Das Gespräch wurde von Nadiia TYSIACHNA geführt und das Foto wurde von Mykola ROMANIUK gemacht. Das Interview wurde mit Unterstützung der Stiftung für Frieden und Entwicklung durchgeführt.
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